Entscheiden

07. März 2024 von Marlies

Wir fällen laufend Entscheidungen – einfache und schwierige. Gibt es falsche Entscheidungen?

Wäre es nur so einfach

Im Coaching geht es sehr häufig um Entscheidungen: Gehen oder bleiben – an einer Arbeitsstelle, in einer Partnerschaft, einer Wohnung, einem Land. Dies sind ausnahmslos schwierige Entscheide, denn sonst könnten sie einfach gefällt werden, wie all die vielen alltäglichen anderen. Bei solch schwierigen Fragen bringen Pro- und Contra-Listen meist wenig, denn schwierige Entscheidungen zeichnen sich dadurch aus, dass es fast gleich viele Pros wie Contras gibt. Oder dass jemand trotz vielen Contras emotional (noch) stark gebunden ist, was eine rationale Entscheidung erschwert.

Die andere Frage

Eine andere hilfreiche Frage könnte lauten: Wer bin ich? oder Wer will ich in Zukunft werden/sein? Möchte ich jemand sein, der in zwei Jahren noch genau so leidet wie heute, genau so frustriert zur Arbeit geht, genau so viel streitet oder sich erniedrigen lässt in einer Beziehung? Wohin möchte ich mich entwickeln? Und vor allem: Wovor konkret habe ich Angst? Oftmals lähmt die Angst vor einem nächsten Schritt.

Entscheidungen müssen reifen können

Es gibt diesen unseligen Satz: Wie immer, aber entscheide. Diesen Ansatz teile ich nicht, weder im beruflichen noch im privaten Kontext. Auch eine Nicht-Entscheidung ist letztlich eine Entscheidung und wird Folgen haben – es entscheidet sich dann. Oft braucht es lange, bis eine Entscheidung gereift ist, so dass die Folgen auch bewältigt werden können. Und nicht selten braucht es einen letzten kleinen Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt; man springt auf und weiss: So mache ich es. Und weil das Leben keine Hauptprobe vorsieht, sondern stets viele Situationen eine Premiere mit offenem Ausgang sind, können wir nie mit Sicherheit sagen, welche Konsequenzen die andere Wahl gehabt hätte. Im Nachhinein, mit dem Wissen und der Erfahrung der Jahre, erscheinen gewisse Entscheidungen ungünstig – aber eben aus der Distanz heraus. Damals, als sie gefällt wurden, waren sie anders noch nicht möglich.